Wenn aus Fremden Freunde werden

Hunde zusammenführen

Der Moment, in dem ein neuer Hund ins eigene zuhause einzieht, ist oft von großer Aufregung und Vorfreude geprägt – sowohl bei uns Menschen als auch bei den Vierbeinern. Doch so schön dieser Schritt auch ist, er verlangt sorgfältige Planung. Denn ein zweiter Hund verändert die gesamte Dynamik im Haushalt, insbesondere für den bereits vorhandenen Hund. Damit die Zusammenführung nicht in Stress oder Konflikten endet, sondern langfristig zu einer harmonischen Mehrhundehaltung führt, sollten einige grundlegende Regeln beachtet werden.


Bevor der neue Hund einzieht: Vorbereitung ist die halbe Miete

Bevor sich die Hunde überhaupt begegnen, lohnt es sich, einige grundlegende Vorbereitungen zu treffen:

Klare Struktur im Alltag schaffen: Ein fester Tagesablauf hilft beiden Hunden, sich sicher zu fühlen.
Trennungsmöglichkeiten einrichten: Rückzugsorte für jeden Hund, am besten in getrennten Räumen, verhindern Überforderung.
Ressourcenmanagement planen: Futterplätze, Schlafplätze und Spielzeuge sollten zunächst getrennt gehalten werden.

Auch sollte sich der neue Hund, wenn möglich, schon etwas an seine neue Bezugsperson gewöhnen – etwa bei einem Besuch oder einer kurzen gemeinsamen Zeit im Vorfeld.


Der erste Kontakt: Begegnung auf neutralem Boden

Der erste Eindruck zählt – das gilt auch für Hunde. Damit sich beide Tiere in einer neutralen und stressarmen Umgebung begegnen können, sollte das erste Aufeinandertreffen nicht im eigenen Garten oder in der Wohnung stattfinden.

 

So gelingt die erste Begegnung

Wähle eine ruhige Umgebung: Ein wenig frequentierter Weg oder eine große Wiese eignet sich hervorragend.
Parallel-Spaziergang statt direkter Kontakt: Lasse beide Hunde erst mit etwas Abstand nebeneinander herlaufen – jeder mit einer Bezugsperson. So können sie Gerüche aufnehmen, Körpersprache beobachten und sich langsam annähern.
Beobachte genau: Ist die Körpersprache locker, die Rute entspannt, das Interesse freundlich, darf eine vorsichtige Annäherung erlaubt werden. Starres Fixieren, Anspannung oder Bellen hingegen sind Zeichen dafür, dass mehr Abstand notwendig ist.
Kein direkter Zwang zur Kontaktaufnahme: Jeder Hund darf selbst entscheiden, wann und ob er sich dem anderen nähern möchte.

Vermeide unbedingt:

Frontalbegegnungen an kurzer Leine
Überstürztes Zusammenführen im Eingangsbereich
Spielzeuge oder Futter bei der ersten Begegnung


Der Einzug ins neue Zuhause: Raum geben statt Revier verteidigen

Ist die erste Begegnung positiv verlaufen, steht als nächstes der Einzug in die gemeinsame Wohnumgebung an – ein kritischer Moment für den Ersthund, denn nun betritt ein "Fremder" sein Territorium.

Wichtig dabei:

Neuling zuerst: Der neue Hund darf das Haus oder die Wohnung zuerst ohne den Ersthund erkunden – idealerweise an der Hausleine, um im Notfall eingreifen zu können.
Sichere Umgebung schaffen: Achte darauf, dass Türen verschlossen sind und Fluchtmöglichkeiten nicht offenstehen – besonders bei Hunden aus dem Tierschutz, die leicht in Panik geraten können.
Keine Ablenkung durch Futter oder Spielzeug: Diese könnten verteidigt werden oder Stress auslösen.
Kurze, positive Reize setzen: Ein ruhiger Tonfall, langsame Bewegungen und ein entspannter Umgang fördern Vertrauen.

Während dieser Phase kann der Ersthund durch eine zweite Person beschäftigt oder ausgeführt werden.

 

Das erste gemeinsame Zuhause-Erlebnis: Mit Feingefühl ins neue Miteinander

Nachdem beide Hunde den ersten Stress verarbeitet haben, kann der Ersthund wieder dazukommen. Aber auch hier gilt: nichts überstürzen.

So gelingt der zweite Schritt:

Erstkontakt im Innenbereich langsam und kontrolliert gestalten.
Leinenmanagement: Beide Hunde sollten anfangs angeleint bleiben, damit man bei Bedarf sanft eingreifen kann.
Abstand wahren: Die Hunde sollten sich nicht bedrängt fühlen. Auch hier ist seitliches Annähern besser als frontales Zusammentreffen.
Beobachte nonverbale Signale: Entspannung, Neugier oder gegenseitiges Schnüffeln sind positive Zeichen. Drohgebärden oder Rückzug sollten respektiert werden.

In den ersten Tagen sollte viel Wert auf Rituale und gemeinsame Spaziergänge gelegt werden – sie stärken die Bindung und bauen Vertrauen auf, ohne gleich die Revierfrage in den Vordergrund zu stellen.


Geduld zahlt sich aus: Die Eingewöhnung braucht Zeit

Jede Hundepersönlichkeit ist anders. Während manche Vierbeiner sich schnell aneinander gewöhnen und sogar anfangen zu spielen, brauchen andere Wochen oder sogar Monate, um sich wirklich wohlzufühlen. Das ist völlig normal und kein Zeichen dafür, dass die Zusammenführung scheitert.

In der Eingewöhnungszeit hilfreich:

Gleichberechtigte Aufmerksamkeit: Kein Hund sollte bevorzugt werden – das schafft Eifersucht.
Gemeinsame, aber kurze Aktivitäten: Spaziergänge, kurze Spieleinheiten oder ruhiges Beisammensitzen.
Rückzugsorte respektieren: Beide Hunde brauchen Zeiten, in denen sie allein sein können.
Feste Routinen: Sicherheit entsteht durch Vorhersehbarkeit – das gilt für Mensch und Hund.

 


Hunde erfolgreich zusammenführen

Hunde erfolgreich zusammenführen

  • Erstes Kennenlernen draußen auf neutralem Boden – nie direkt im Zuhause!
  • Paralleles Gehen ermöglicht ruhiges Kennenlernen ohne Druck.
  • Vermeide Reize wie Spielzeug oder Futter beim Erstkontakt.
  • Hausleine nutzen – für Sicherheit ohne Einengung.
  • Nicht vergleichen: Jeder Hund braucht sein eigenes Tempo.
  • Ruhe bewahren – deine Gelassenheit ist ansteckend.
  • Rückzugsorte einrichten – beide Hunde brauchen Zeit für sich.
  • Struktur im Alltag ist der Schlüssel zu Stabilität und Harmonie.

Vertrauen wächst, wenn man es wachsen lässt

Eine harmonische Mehrhundehaltung ist kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis von Aufmerksamkeit, Rücksicht und Zeit. Gib beiden Hunden die Möglichkeit, sich in ihrem Tempo kennenzulernen. Akzeptiere, dass nicht jede Beziehung sofort funktioniert – manchmal muss sie sich erst entwickeln. Doch wenn du die Bedürfnisse deiner Tiere ernst nimmst und mit Ruhe und Struktur begleitest, kann aus einer ersten Begegnung eine lebenslange Freundschaft entstehen.