
Viele Hundebesitzer kennen das Problem: Kaum ist man aus der Tür, beginnt der Hund zu jaulen, zu bellen oder Gegenstände zu zerstören. Besonders Welpen, aber auch viele erwachsene Hunde, haben anfangs Schwierigkeiten damit, alleine zu bleiben.
Das ist kein Zeichen von Ungehorsam, sondern ein völlig normales Verhalten – denn Hunde sind soziale Rudeltiere, die nicht dafür gemacht sind, stundenlang alleine zu sein. Doch mit dem richtigen Training kann dein Hund lernen, entspannt alleine zu bleiben.
Warum fällt Hunden das Alleinsein so schwer?
Hunde stammen von Wölfen ab und leben in festen sozialen Strukturen – dem Rudel. In der Natur würde ein Hund nie allein zurückgelassen werden. Deshalb ist das Alleinsein für viele Vierbeiner zunächst mit Unsicherheit, Stress oder Angst verbunden. Besonders:
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Welpen kennen das Alleinsein nicht und brauchen eine behutsame Gewöhnung.
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Tierschutzhunde oder Hunde mit traumatischen Erfahrungen leiden häufig unter Trennungsangst.
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Auch Veränderungen im Alltag (Umzug, neuer Job, veränderte Routinen) können bei zuvor unauffälligen Hunden plötzlich Probleme auslösen.
Die häufigsten Symptome von Trennungsstress:
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Dauerhaftes Bellen oder Jaulen
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Zerstören von Möbeln, Türen oder Gegenständen
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Unsauberkeit trotz Stubenreinheit
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Hecheln, Zittern, Unruhe
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Appetitlosigkeit oder selbstverletzendes Verhalten
Schritt-für-Schritt-Training: So gewöhnst du deinen Hund ans Alleinsein
1. Aufbau einer sicheren Basis
Bevor du mit dem Alleinsein-Training beginnst, muss dein Hund Vertrauen in dich haben und sich zu Hause sicher fühlen. Ein stabiler Tagesablauf, genügend Auslastung (körperlich und geistig), sowie ein fester Rückzugsort sind wichtig.
2. Kurze Trennungen im selben Raum
Beginne mit kleinen "Abstandsmomenten":
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Gehe auf die andere Seite des Raumes.
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Ignoriere deinen Hund kurz.
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Komm zurück, ohne großes Begrüßungsritual.
Ziel: Dein Hund lernt, dass Nähe nicht immer verfügbar ist, aber Trennungen harmlos sind.
3. Raum verlassen – Tür schließen
Steigere das Training:
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Verlasse den Raum für wenige Sekunden, schließe die Tür.
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Komme zurück, ohne Aufregung.
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Wiederhole das mehrmals täglich.
Vergrößere die Abstände langsam. Beobachte: Bleibt dein Hund ruhig? Dann kannst du die Dauer verlängern.
4. Kurze Abwesenheit außerhalb der Wohnung
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Zieh dich an, nimm Schlüssel – verhalte dich wie beim echten Verlassen.
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Verlasse kurz die Wohnung (1–2 Minuten).
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Wieder ruhig hereinkommen – kein Drama!
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Steigere die Zeit nach und nach. Wichtig: Nur so lange, wie dein Hund entspannt bleibt.
💡 Tipp: Eine Kamera (z. B. per Handy-App) hilft dir zu sehen, ob dein Hund wirklich ruhig ist oder nur scheinbar schläft.
5. Tagesstruktur schaffen
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Feste Fütterungszeiten, Spaziergänge und Ruhephasen helfen dem Hund, sich sicher zu fühlen.
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Vor dem Alleinsein: Ein entspannter Spaziergang und eine kleine Denkaufgabe (z. B. Schnüffelspiel oder Futterspielzeug) sorgen für Auslastung.
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Während deiner Abwesenheit: Lasse beruhigende Hintergrundgeräusche laufen (z. B. leise Musik oder Radio).
Wie lange darf ein Hund alleine bleiben?
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Welpen: Anfangs gar nicht! Erst ab ca. 4–6 Monaten kann man mit wenigen Minuten beginnen.
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Erwachsene Hunde: Gut trainierte Hunde können 4–6 Stunden alleine bleiben. Eine längere Dauer ist nicht tiergerecht.
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Senioren oder kranke Hunde: Je nach Gesundheitszustand benötigen sie kürzere Zeiträume.
🚫 Häufige Fehler im Alleinsein-Training
❌ Den Hund plötzlich stundenlang alleine lassen
❌ Aufregung beim Gehen oder Zurückkommen
❌ Bestrafen bei Trennungsstress (z. B. Zerstörung)
❌ Überforderung durch zu schnelle Steigerung
❌ "Nebenbei-Training" ohne Struktur
Was tun, wenn der Hund gar nicht alleine bleiben kann?
Wenn der Hund dauerhaft unter Trennungsangst leidet, ist es wichtig, professionelle Unterstützung zu suchen, wie zum Beispiel erfahrene Hundetrainer:innen.
Mit Geduld, Training und Verständnis zum Ziel
Alleinbleiben ist für Hunde nicht angeboren, sondern muss trainiert werden – liebevoll, konsequent und schrittweise. Jeder Hund lernt in seinem eigenen Tempo. Wichtig ist, dass du geduldig bleibst, deinen Hund nicht überforderst und positive Erfahrungen schaffst. So wird aus dem "Alleinsein" kein Albtraum, sondern ein entspannter Bestandteil des Alltags – für dich und deinen Hund.