Hunde in der Pubertät

Hunde in der Pubertät

Die Pubertät ist bei Hunden – ähnlich wie beim Menschen – eine stürmische Entwicklungsphase. Der brave, anhängliche Welpe wird plötzlich zu einem kleinen Dickkopf, der scheinbar alles Gelernte vergessen hat. Kommandos? Werden ignoriert. Rückruf? Nur, wenn es gerade passt. Viele Hundebesitzer stehen in dieser Zeit vor Herausforderungen, die sie vorher nicht erwartet hätten. Doch so turbulent diese Phase auch sein mag: Sie ist vollkommen normal. Und mit etwas Wissen, Geduld und Humor lässt sie sich gut überstehen.

Was passiert während der Hundepubertät?

Die Pubertät beginnt bei den meisten Hunden zwischen dem 6. und 18. Lebensmonat. Bei kleinen Rassen oft etwas früher, bei großen Rassen später. Es ist die Phase, in der der Körper sich hormonell umstellt und das Gehirn „neu verdrahtet“ wird. Das bedeutet auch: Die emotionale Reife hinkt der körperlichen oft hinterher. Ein Hund kann also äußerlich erwachsen wirken, innerlich aber noch sehr unreif sein.

Beispiel aus dem Alltag:

Lena, 10 Monate alt, eine Labradorhündin, war bisher der Traum jedes Hundehalters: freundlich, lernwillig, sozialverträglich. Doch seit ein paar Wochen ignoriert sie das Rückrufsignal, sobald sie einen anderen Hund sieht. Statt zu Frauchen zurückzukommen, rennt sie los – mit flatternden Ohren und ohne Reue. Das ist kein böser Wille, sondern typisch für die Pubertät. Hunde in diesem Alter sind neugierig, reizoffen und möchten ihre Umwelt eigenständig erkunden.

Körpersprache und Kommunikation – Jetzt zählt echtes Verständnis

Die Pubertät ist auch eine Phase emotionaler Achterbahnfahrten. Ein Hund, der gestern noch mutig an der Baustelle vorbeigegangen ist, kann heute plötzlich panisch reagieren. Umso wichtiger ist es, die Signale des Hundes richtig zu deuten.

Auf folgende Körpersprache sollten Sie achten:

  • Geduckte Haltung, eingezogener Schwanz: Zeichen von Unsicherheit oder Angst

  • Steifer Körper, fixierender Blick: mögliche Anspannung oder Übersprungverhalten

  • Häufiges Gähnen, Lecken über die Schnauze: Stress- oder Beruhigungssignale

Beispiel:

Bruno, ein 8 Monate alter Schäferhund, zeigt beim Spaziergang plötzlich Angst vor Mülltonnen. Er bleibt stehen, die Rute ist tief, die Ohren angelegt. Statt ihn zu ziehen oder zu drängen, bleibt sein Besitzer ruhig stehen, spricht leise mit ihm und lobt ihn, als Bruno neugierig schnuppert. So gewinnt der Hund Vertrauen und Sicherheit.

Bleibe ruhig, spreche ihnin freundlichem Ton an und vermeide Hektik. 

Verhaltensprobleme in der Pubertät – und wie man ihnen begegnet

Viele pubertierende Hunde zeigen Verhalten, das für Halter herausfordernd ist – etwa Bellen, Zerstören oder plötzlich auftretende Ängste. Das Gute: Es sind meist vorübergehende Phasen.

Übermäßiges Bellen

Ursachen: Frust, Reizüberflutung, Unsicherheit oder ein erlerntes Mittel zur Aufmerksamkeit

Beispiel:
Milo, 11 Monate alter Terrier-Mischling, bellt im Garten jeden vorbeigehenden Fußgänger an. Seine Halterin übt, Milo mit einem Spiel oder einer Futterbelohnung umzulenken, bevor er bellt. Außerdem begrenzt sie die Reize durch Sichtschutz am Zaun. Nach zwei Wochen wird das Bellen weniger – Milo hat gelernt, dass ruhiges Verhalten sich mehr lohnt.

 

Zerstörerisches Verhalten

Ursachen: Unterforderung, Langeweile oder Stress

Beispiel:
Emmi, eine 9 Monate alte Australian Shepherd-Hündin, zerbeißt innerhalb von drei Tagen zwei Fernbedienungen. Ihre Halter integrieren nun täglich 15 Minuten Nasenarbeit in den Alltag – z. B. Leckerli-Suchen im Garten. Zusätzlich bekommt Emmi robustes Kauspielzeug. Und sie wird mehr ausgelastet, durch geistige und körperliche Herausforderungen. Ihre Zerstörungswut lässt deutlich nach.

 

Plötzliche Ängste

Ursachen: Sensible Entwicklungsphasen, hormonelle Umstellungen

Beispiel:
Oskar, ein Golden Retriever mit 7 Monaten, erschrickt plötzlich beim Anblick von Müllsäcken oder flatternden Plastikplanen. Seine Besitzer nehmen Rücksicht, üben den Umgang mit neuen Reizen in kleinen Schritten und vermeiden Überforderung. Wichtig: Nicht trösten oder mitleidig sprechen – das kann die Angst verstärken. Stattdessen ruhig bleiben, Sicherheit geben und Erfolgserlebnisse ermöglichen. Nur du kannst deinem Hund die Angst durch Sicherheit geben.

 


Quick-Tipps: Gelassen durch die Hundepubertät

Verstehe die Phase

  • Beginn: ca. 6.–18. Lebensmonat (je nach Rasse).

  • Das Gehirn wird „neu verdrahtet“ – Verhalten wirkt oft chaotisch.

  • Kein Rückfall – sondern Entwicklung!

Geduld statt Strafe

  • Kein Hund „testet Grenzen“ bewusst – er ist schlicht überfordert oder abgelenkt.

  • Konsequenz, Ruhe und Humor helfen mehr als Strenge.

Training bleibt wichtig – aber angepasst

  • Weniger Druck, kürzere Einheiten, dafür positiv verstärken.

  • Wiederhole bekannte Kommandos – auch wenn sie "vergessen" wirken.

Freilauf? Nur kontrolliert!

  • Schleppleine nutzen für sicheren Rückruf.

  • Rückruf neu aufbauen – z. B. mit Pfeife und Jackpot-Belohnung.

Körpersprache richtig lesen

  • Achte auf:

    • Geduckte Haltung, eingezogener Schwanz = Unsicherheit

    • Fixierender Blick, angespannte Muskeln = Stress oder Übersprung

    • Gähnen, Lecken = Beschwichtigung oder Nervosität

Gegen Langeweile & Frust: Beschäftigung

  • 15 Minuten Nasenarbeit täglich wirken oft Wunder.

  • Intelligenzspielzeuge, Kauknochen, kleine Tricks – geistige Auslastung hilft!

Bellverhalten umlenken

  • Frühzeitig ablenken mit Futter, Spiel oder neuem Kommando.

  • Reize begrenzen, z. B. durch Sichtschutz im Garten.

Zerstörung? Ursachen suchen

  • Mehr Bewegung, gezielte Aufgaben, kaubares Spielzeug bereitstellen.

  • Lieber vorbeugen als schimpfen.

Plötzliche Ängste ernst nehmen

  • Nicht trösten – sondern führen.

  • Ruhig bleiben, nicht zwingen. In kleinen Schritten positiv verknüpfen.

Hol dir Unterstützung

  • Gute Hundeschulen bieten spezielle Pubertätskurse.

  • Austausch mit anderen Haltern kann entlasten und motivieren.


Pubertät ist keine Fehlfunktion – sie ist Reifung.
Dein Hund braucht jetzt besonders viel Führung, Verständnis und Stabilität.